Wie kommt man zum Segeln?

Vorgeschichte:
Begeisterung für das Element Wasser war schon seit Kindesbeinen vorhanden. Der
erste Schritt meines Lebens war hinter einer gefüllten Badeschüssel her, die
mein Vater vor mir herzog. Mit 10 Jahren Mitglied im Schwimmverein, mit 16 im
Tauchclub.
Ein Boot wollte ich auch schon immer haben. Da ich keinerlei Verbindung zum
Segeln hatte, war mein erstes Boot ein kleines Motorkajütboot. Zum Segeln hatte
ich vorher ausschließlich Kontakt über´s Surfen. Das wurde mir allerdings
schnell langweilig, weil es meist hin und her geht und mein Bestreben immer eher
darin lag, entferntere Ziele zu erreichen. Die waren allerdings mit meinem
Motorboot, wie ich schnell aufgrund der Tankkapazität und Benzinpreise
feststellte, auch arg eingeschränkt.

Zündung:
Zündfunke zum Segeln war ein geschenktes Buch zur Unterhaltung im Urlaub (mit
meinem Motorboot in Ampuriabrava). Titel: Tagedieb und Taugenichts, Autor Hugo
Wehner, die Reisebeschreibung einer Weltumseglung. Das muss wohl einen Virus
enthalten haben. Ich konnte das Buch nicht mehr weglegen, bevor ich es
ausgelesen hatte und der Gedanke an eine Weltumseglung gärt seitdem in mir.
Meine Literatur für die nächste Zeit war damit auch festgelegt.

Vorbereitung:
Ohne eigene Kontakte zur Segelszene, war der einfachste Weg über eine
Segelschule, die erforderlichen Scheine zu erwerben. Da hatte ich noch keine
Ahnung, wie viel Scheine man in Deutschland erwerben kann. Motorbootführerschein
Binnen und Küste (die einzigen gesetzlich vorgeschriebenen) hatte ich ja schon.
Neben den Führerscheinen galt es noch Berechtigungen für den Seefunk und z.B.
für die Benutzung von Seenotraketen (Pyroschein) zu erwerben.
Aus meiner Fachliteratur konnte ich auch entnehmen, dass vor allem bei längeren
Seereisen medizinische Grundkenntnisse, Sprachkenntnisse und ein
Amateurfunkschein sehr sinnvoll sind.
Sprachen lernen war für mich schon immer ein Grauen aber ein bisschen englisch
und spanisch muss wohl sein. Also zur VHS. Zufällig bot sich mir ein Lehrgang
zur Schwesterhelferin/Pflegediensthelfer an, den ich auch prompt belegte. Dazu
gehörte allerdings auch eine Abschlussprüfung und ein dreiwöchiges Praktikum in
einem Krankenhaus. Nicht einfach und dazu noch Urlaub opfern, aber was soll´s.
Das Thema Medizin hat mich dann richtig begeistert genauso wie das Praktikum in
der inneren Notaufnahme eines großen Krankenhauses.
Für den Amateurfunkschein blieb dann noch der DARC
(Deutscher-Amateur-Radio-Club) in dem ich Mitglied wurde. Trotz Vorwarnung, dass
dieser Schein vor allem technisch ziemlich anspruchsvoll ist, wagte ich mich als
technischer Vollblutlaie daran. Hätte ich vorher gewusst was auf mich zukommt,
hätte ich es wahrscheinlich gelassen. Aber da ich ungern etwas Angefangenes
aufgebe, habe ich mich bis zu Prüfung durchgequält und inzwischen auch Freude
daran gefunden. Allerdings litt darunter etwas anderes Angefangenes, mein
Spanischlehrgang, den ich nach dem 3. oder 4. Semester aufgegeben hatte. Es war
zwar eine nette und lustige Gruppe sowie Lehrerin, aber das Grauen vor den
Vokabeln ließ nicht nach, so dass ich mich lieber auf die Amateurfunkprüfung
konzentrierte.

Es fehlte noch ein Schiff:
Basierend auf meine technischen Vorkenntnisse (gleich 0), praktischen
Erfahrungen (etwas mehr), Tipps und Empfehlungen von Bekannten (sehr
unterschiedlich) und Traumvorstellungen (ziemlich umfangreich) fand und kaufte
ich nach relativ kurzer Suche eine Skorpion II mit dem Namen ELA.
Ein Stahlschiff von der deutschen Werft Feltz mit 11,06 m Länge, 3,25 m Breite
und einem Tiefgang von 1,70 m. Konstruiert und weitgehend für Langfahrt
ausgestattet. Für meinen Geschmack fehlte noch einige Ausstattung wie z. B.:
Amateurfunk, elektr. Autopilot, Kühlaggregat, Batteriekapazität und
Möglichkeiten der Energiegewinnung ohne Maschinennutzung aus Wind und Sonne. Bis
auf Solarpanelen wurde alles über die Wintersaison teilweise erst mal
improvisiert eingebaut. Denn für das bereits vorhandene Radar und die Windmühle,
sowie einige Antennen reichte die vorhandene Montagemöglichkeit nicht aus. Ein
Geräteträger für´s Heck musste her. Die Angebote verschiedener Unternehmen
drohten allerdings meinen finanziellen Rahmen zu sprengen. Hier brachte die Idee
eines Mitseglers (Jürgen) Entlastung. Der erste große Probeturn sollte in der
Ostsee stattfinden. Jürgen ist mit einer Estin verheiratet und hat nicht nur
deshalb gute Kontakte nach Estland. Dort sind die Arbeitslöhne noch bescheiden
nach deutschen Vorstellungen. Das Angebot aus Estland war nur ein Bruchteil der
Angebotssummen aus Deutschland oder Holland. Also, warum nicht das Nützliche mit
dem Nützlichen verbinden. Das Ziel des Probeturns hieß Estland.

Alleine ist auch nicht unbedingt mein Ding:
Für gelegentliche Charterturns war es bisher nicht schwierig Mitsegler zu
finden. Aber für meinen Traum für einige Monate möglichst Jahre jemanden zu
finden ist schon schwieriger. Eine Anzeige im Internet brachte einige
Interessenten. Allerdings nicht für Monate, geschweige denn Jahre. Die
Zeitmöglichkeiten eines interessierten Mitseglers sind bei einer solchen Fahrt
auch nicht die einzigen Kriterien. Hier sollten doch noch einige andere Faktoren
stimmen.
Probleme verursachte auch meine doch ziemlich naive Vorstellung: Schiff kaufen,
über Winter ausrüsten und los. Immerhin hatte ich schon einen Probeturn
eingeplant, um das Schiff kennenzulernen.
Es ergaben sich einige mehr oder weniger interessante Kontakte, von denen zwei
bereits an Bord waren. Der Heinz aus Wien bei der Überführung des Schiffes aus
dem Ijsselmeer zur Ostsee und der bereits o. g. Jürgen aus dem Frankfurter Raum
nach Estland und zurück. Unter anderen meldete sich auch eine 28jährige Lehrerin
aus dem Süddeutschen Raum, die unbedingt noch 2001 mit mir starten wollte um das
Kap Horn zu umrunden. Je mehr Sturm, desto besser ist ihr Motto. Sie fand aber
ein Schiff, das eher startbereit war als die Ela. Ich glaube das war auch besser
so.
Aktueller Stand: es heißt weitersuchen. Bis auf wenige Interessenten, die
zeitweise mitsegeln können hat sich noch nichts ergeben.

Reiseplanung (Zeitplan und Ziele):
Bisher nur ein abstrakter aber starker Traum ohne feste Ziele und Zeitplan.
Eigentlich ist immer noch alles offen. Das Ziel ist die Reise mit Ende offen.
Aber wenn man Mitreisende haben möchte, muss man irgendwas planen. Der erste
Plan, Schiff kaufen und los sowie der zweite Plan, nach Ausrüstung Anfang 2001
einen Probetörn in die Ostsee und spätestens Ende Juli Richtung Süden mit
Etappenziel Kanaren starten sind inzwischen überholt.
Jetzt, Mitte August 2001 bereite ich gerade die nächste Überwinterung in
Neustadt an der Ostsee vor.
Der Testtörn ist erfolgreich beendet. Es sind über Winter noch einige technische
Modifizierungen und die Aufstockung von Ersatzteilen, Werkzeugen und der
medizinischen Ausstattung sowie einer Reparatur am Mast geplant. Außerdem habe
ich mich noch zu zwei Lehrgängen angemeldet. Der erste Lehrgang "Medizin an
Bord" findet noch dieses Jahr in Hamburg statt und der zweite Lehrgang
"Sicherheitstraining -Überleben auf See-" läuft Anfang 2002 in Neustadt im
Ausbildungszentrum der Marine.
Aber dann soll´s losgehen. Etappenziel sind immer noch die Kanaren. Viele Wege
führen dahin. Die sind aber noch offen und richten sich nach den zeitlichen
Möglichkeiten und Wünschen der hoffentlich bis dahin gefundenen Mitsegler.
Wer Lust und Zeit hat, möge sich bei mir melden!
Üblicherweise geht es im Spätherbst ab den Kanaren über den Atlantik in die
Karibik. Mich würde allerdings noch vorher ein kleiner Umweg über Brasilien
(Karneval in Rio?) reizen. Aber wie gesagt, auf die Mitfahrer kommt es an.
Irgendwann stehen dann auch Ziele im Pazifik und weiter westlich an. Aber hier
gelange ich wieder ins Reich der Träume, die ich zwar realisieren aber noch
nicht aussprechen möchte. Wie heißt es so schön? Wo der Wind uns hinweht.



Testtörn:
Hier sind wir wieder im Frühjahr 2001. Dieser Traum war anfangs eher ein
Alptraum, der schon mit reichlichen Problemen bei der Installation der neuen
Geräte begann. Die Ela überwinterte in einer Bootshalle in Makkum am Ijsselmeer.
Durch die Verzögerungen beim Einbau der Geräte konnte im meinen ersten Zeitplan
einschließlich der eingeplanten Mitsegler, die sich auf meine Suchanzeige im
Internet gemeldet hatten,vergessen. Erst am 3. Mai konnte das Schiff ins Wasser gekrant
werden. Geplant war das eigentlich vor Ostern.
Am 14. Mai ging es dann los. Ein alter Freund hatte eine knappe Woche Zeit. Von
Makkum ging es gegen Mittag zur Insel Fliehland, die wir abends erreichten.
Dabei stellten sich die ersten Probleme mit der Schiffstoilette ein, die nicht
mehr zu benutzen war. Von Fliehland sollte es möglichst in einem Schlag bis nach
Helgoland gehen. Am nächsten Morgen liefen wir direkt aus. Der Wind war sehr
moderat, schlief später fast ganz ein und kam genau von hinten. Nicht gerade
ideal. Also, Motor an und weiter. Im Laufe der folgenden Nacht wurde der Wind
wieder kräftiger, so dass wir segeln konnten. Als Zugabe bekamen wir noch
kräftige Schauer und vor dem Morgengrauen auch noch Nebel. Mein Versuch zu
schlafen war nach ca. 15 Minuten zu Ende. Mit Hilfe des Radars funktionierte die
Navigation ganz gut, trotz der zeitweilig reichlich auftauchenden Fischerboote.
Der Wind frischte dann ziemlich auf, reffen der Segel war angesagt...........
Bald geht es weiter......

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